Montag, 30. März 2009

Verbindungen I – 1905

Jean-Paul Sartre wird am 21. Juni 1905 in Paris geboren.

Österreich-Ungarn wird Serbien am 28. Juli 1914 den Krieg erklären. Sartre wird da neun Jahre alt sein, und noch keiner wird daran, denken daß es ein Weltkrieg werden und man diese später sogar numerieren wird. 17 Millionen Menschenleben wird der Krieg kosten.
Jean-Pauls Mutter Anne-Marie ist eine Cousine von Albert Schweitzer. Jean-Baptiste, sein Vater, ist Marineoffizier und wird 15 Monate nach Jean-Pauls Geburt an Gelbfieber sterben. Anne-Marie wird nach dem Tod ihres Mannes zurück zu ihren Eltern nach La Rochelle ziehen.


Albert Schweitzer
Sartres Großcousin Albert Schweitzer wurde am 14. Januar 1875 in Colmar im Oberelsaß geboren. Colmar gehörte damals noch zum Deutschen Reich. Seine eigentliche Muttersprache war der elsässische Ortsdialekt. Hochdeutsch, die offizielle Amts- und Schriftsprache, erlernte Schweitzer, wie die meisten Dialektsprecher im deutschen Sprachraum, erst in der Schule. Daneben wurde auch Französisch in seiner Familie gesprochen.

Das Heilige Römische Reich (911–1806) war ab dem 15./16. Jahrhundert mit dem Zusatz „Deutscher Nation“ versehen worden. Nach dem Sieg im Deutsch-Französischen Krieg und der Gefangennahme des französischen Kaisers Napoleon III. proklamierte der preußische Ministerpräsident und Kanzler des Norddeutschen Bundes Otto von Bismarck am 18. Januar 1871 im Spiegelsaal von Versailles das Deutsche Kaiserreich und den damaligen König von Preußen, Wilhelm I. zum Deutschen Kaiser. Die Nationalsozialisten werden ihre Herrschaft später »Drittes Reich« nennen.

Albert Schweitzer hat 1893 in Mühlhausen sein Abitur gemacht und an der Universität Straßburg Theologie und Philosophie und in Paris Orgel studiert. 1899 hat er in Berlin im Fach Philosophie mit einer Dissertation über »die Religionsphilosophie Kants von der Kritik der reinen Vernunft bis zur Religion innerhalb der Grenzen der bloßen Vernunft« promoviert. 1901 folgt die theologische Dissertation »Kritische Darstellung unterschiedlicher neuerer historischer Abendmahlsauffassungen« (Erstauflage 1906), die in der zweiten Fassung den weitaus bekannteren Titel »Geschichte der Leben-Jesu-Forschung« (Tübingen 1913) trägt. 1902 habilitiert er sich an der Universität Straßburg mit der Schrift »Das Messianitäts- und Leidensgeheimnis« in Evangelischer Theologie. Mit der Habilitation wird er Dozent für Theologie an der Universität Straßburg und Vikar an der Kirche St. Nikolai. 1905 schreibt Schweitzer die französische Ausgabe von »Johann Sébastien Bach«, auf die drei Jahre später 1908 seine neu verfasste deutsche Bach-Monographie folgen wird. 1905 beginnt er das Studium der Medizin in Lüttich (bis 1913) mit dem Ziel, in Afrika (Gabun) als Missionsarzt tätig zu werden.

»Diese vornehme Kultur, die so erbaulich von Menschenwürde und Menschenrechten zu reden weiß und diese Menschenrechte und Menschenwürde an Millionen und Millionen missachtet und mit Füßen tritt, nur weil sie über dem Meere wohnen, eine andere Hautfarbe haben, sich nicht helfen können; diese Kultur, die nicht weiß, wie hohl und erbärmlich, wie phrasenhaft und gemein sie vor denjenigen steht, die ihr über die Meere nachgehen und sehen, was sie dort leistet, und die kein Recht hat, von Menschenwürde und Menschenrechten zu reden. ... An was denken unsere Staaten, wenn sie den Blick übers Meer richten?...was sie aus dem Lande ziehen können, immer zu ihrem Vorteil. Wo sind die Arbeiter, die Handwerker, die Lehrer, die Gelehrten, die Ärzte, die in diese Länder ziehen? Macht unsere Gesellschaft eine Anstrengung in dieser Hinsicht? Nichts .... Das Christentum wird zur Lüge und Schande, wenn nicht, was draußen begangen, gesühnt wird, nicht für jeden Gewalttätigen im Namen Jesu ein Helfer kommt, für jeden, der etwas raubt, einer, der etwas bringt, für jeden, der flucht, einer, der segnet.«
Predigt zum Missionsfest am 6. Januar 1907, Straßburg, Kirche St. Nikolai


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Ludwig Wittgenstein wurde am 26. April 1889 in Wien geboren. Er ist das jüngste von acht Kindern des Großindustriellen Karl Wittgenstein und seiner Ehefrau Leopoldine. Karl Wittgenstein gehört zu den erfolgreichsten Stahl-Industriellen der späten Donaumonarchie und das Ehepaar Wittgenstein ist eine der reichsten Familien der Wiener Gesellschaft der Jahrhundertwende. Der Vater ist ein großzügiger Förderer zeitgenössischer Künstler, die Mutter eine begabte Pianistin. Ludwigs Bruder Paul wird ein berühmter Pianist werden (er wird aufgrund einer schweren Kriegsverletzung 1914 seinen rechten Arm verlieren, doch durch seine unerschütterlichen Energie wird er der berühmteste einarmige Pianist der Geschichte), drei seiner sieben Geschwister werden Suizid begehen: Hans (*1877) im Alter von 25 Jahren, Kurt (*1878) im Alter von 30 Jahren und Rudolf (1889) im Alter von 23 Jahren.

1847 war Karl Wittgenstein als sechstes von elf Kinder zur Welt gekommen. Mit siebzehn verließ er nach einer Androhung einer Verweisung das Gymnasium: Er hatte in einem Aufsatz die Unsterblichkeit der Seele bezweifelt. Ein Jahr später, 1865 lief er von zu Hause fort: mit einem Pass, den er in Wien einem verarmten Studenten abgekauft hatte, reiste er nach Amerika, wobei er nur eine Geige als einzigen Besitz dabei gehabt haben soll. In New York verdingte er sich als Kellner und Barmusikant, als Lehrer für Mathematik, Deutsch, Latein, Griechisch sowie Musik, Violine und Horn und schließlich als Steuermann auf einem Kanalboot. Fast ein Jahr ließ er die Familie ohne Nachricht und erst zwei Jahre später kehrte er zu ihr nach Wien zurück.

In Wien absolvierte er ein kurzes Ingenieurstudium an der Technischen Universität, um dann als technischer Zeichner und Ingenieur seine Karriere zu starten, die ihm zu einem phantastischen wirtschaftlichen Erfolg führen sollte. Sein Aufstieg begann bei den Teplitzer Walzwerken in Böhmen, wo er 1876 in den Direktionsrat gewählt und 1877 zum Direktor bestellt wurde, nur wenige Jahre später war er auch deren Hauptaktionär.

1886 gründete Karl Wittgenstein nach der Übernahme der Prager Eisenindustriegesellschaft das erste österreichische Eisenkartell, 1887 Kauf der St. Egydyer Eisen- und Stahl-Industrie-Gesellschaft; 1890 konzentrierte er die obersteirische Sensenindustrie mit den Vereinigten Sensenwerken in Judenburg. Den Höhepunkt seines Einflusses hat er 1897 mit dem Erwerb der Aktienmehrheit der Österreichisch-Alpine Montangesellschaft erreicht, in der er eine konsequente Rationalisierungs- und Konzentrationspolitik verfolgt.

Kurz vor der Jahrhundertwende 1898 – mit erst 52 Jahren – hat er sich von all seinen Posten zurückgezogen, seine seine österreichischen Anlagen verkauft, sein gewaltiges Vermögen ins Ausland transferiert und mit seiner Frau eine Weltreise unternommen.

Anders als andere erfolgreiche Unternehmer und Bankiers jüdischer Herkunft lehnt Karl Wittgenstein die Erhebung in den Adelsstand ab. Er ist ein wichtiger und großzügiger Mäzen und Förderer der zeitgenössischen Kunst, unter anderem hat er maßgeblich zum Bau der Wiener Secession beigetragen, und er ist auch ein Förderer der zeitgenössischen Künstler, besonders der Wiener Secessionisten. Musiker, wie zum Beispiel Johannes Brahms, Gustav Mahler, Bruno Walter oder Pablo Casals sind im Palais Wittgenstein häufig zu Gast. Im familiären Umfeld agiert Karl Wittgenstein in der Art eines autoritären Patriarchen, der seine Kinder konsequent überfordert und demütigt, was die schwerwiegenden psychischen Probleme vor allem seiner männlichen Nachkommen mit bedingt haben dürfte.

1905 ist Ludwig Wittgenstein 16 Jahre alt und besucht seit 1903 die Realschule in Linz, er ist in einer anderen Klasse als der sechs Tage ältere Adolf Hitler, dem die Lehrer mangelnde Arbeitslust bescheinigen. Die dritte Klasse in der Realschule in Linz hat Hitler 1904 mit so mangelhaften Noten abgeschlossen, dass eine Wiederholung der Klasse drohte. Da sein Vater aber in diesem Jahr gestorben ist, hat die Schule Hitlers Mutter angeboten, ihn zu versetzen, allerdings nur unter der Bedingung, dass er die Schule wechselt. Hitler besucht daher nun die Realschule in Steyr, die als weniger anspruchsvoll gilt. Aber auch dort bessern sich seine Leistungen nicht. Er bleibt sitzen, schafft die Wiederholungsprüfung nicht und verläßt die Schule sechzehnjährig, im Herbst 1905, ohne Abschluss.



Henri Poincaré, der französische Mathematiker, theoretische Physiker und Philosoph, wurde am 29. April 1854 in Nancy geboren. Er ist ein Cousin des späteren französischen Präsidenten Raymond Poincaré. Er besuchte das Lyzeum in Nancy, studierte ab 1873 Mathematik an der École polytechnique und setzte seine Studien an der Elitehochschule École des Mines fort. Er arbeitete zunächst als Bergbau-Ingenieur und ging dann als Mathematikdozent an die Universität Caen.
Seit 1881 lehrt er als Ordinarius für mathematische Physik an der Sorbonne in Paris. (In »Zen und die Kunst ein Motorrad zu warten« findet sich im Kapitel 21 eine allgemeinverständliche Erklärung einiger seiner philosophischer Betrachtungen.) Sein Aufsatz über das n-Körper-Problem, mit dem er den Preis des schwedischen Königs Ende der 80er Jahre gewonnen hat, hat in ganz Europa für Schlagzeilen gesorgt.
























Bertrand Russell wurde am 18. Mai 1872 in eine Familie der englischen Aristokratie geboren. Sein Großvater John Russell war von 1846 bis 1852 und von 1855 bis 1856 britischer Premier- minister. Bertrand Russells Vater, John Russell, Viscount Amberley, starb als Bertrand drei Jahre alt war. Die ebenfalls aus einer Adelsfamilie stammende Mutter Katherine Louisa Stanley, verstarb noch früher, 18 Monate vor ihrem Mann, an Diphtherie, ebenso wie Bertrands Schwester Rachel Lucretia Russell. Russel wurde mit seinem Bruder von den viktorianischen Großeltern aufgenommen und nach dem Tod seines Großvaters hauptsächlich von der Großmutter erzogen. Seine Jugend war einsam, und er dachte des öfteren an Selbstmord.

1890 bis 94 studierte er an der Universität Cambridge Mathematik. Hier fand er einen Kreis von Freunden und Gesprächspartnern, zu dem unter anderem G. E. Moore, A. N. Whitehead und J. M. Keynes gehörten. Auf Empfehlung Whiteheads wurde er Mitglied in dem konspirativen Debattierklub der Cambridge Apostles. Während seiner Studienjahre lernte Russell Alys Pearsall Smith, die Tochter einer amerikanischen Quäkerfamilie, kennen. Sie verliebten sich und heirateten im Dezember 1894 – gegen den Willen von Russells Familie. Zuvor hatte die Familie ihm einen Posten in der britischen Botschaft in Paris vermittelt, auch um ihn räumlich von seiner Verlobten zu trennen. Doch Russell war in Paris nicht glücklich und entschied sich – obwohl ihn schließlich auch die weltgewandte Alys zu einer Botschafterkarriere drängte – für die theoretische Arbeit als Mathematiker, Philosoph und Schriftsteller.

Auf einem mathematischen Kongress im Jahr 1900 hat Russell den italienischen Logiker Giuseppe Peano und dessen Werk kennengelernt. Russell hat sich Peanos Methoden angeeignet und sie erweitert und so den Grundstein für die Principia Mathematica gelegt, den Versuch, die gesamte Mathematik auf einen begrenzten Satz von Axiomen und Schlussregeln zurückzuführen. Die Arbeit an diesem monumentalen Werk dauert von 1902 bis 1913. Russell verfasst die Principia zusammen mit Alfred North Whitehead, der zeitweise mit seiner Familie in seinem Haus wohnt.
























Albert Einstein wurde am 14. März 1879 in Ulm geboren. Kurz nach der Geburt zog die Familie nach München, 1894 nach Mailand. Der damals fünfzehnjährige Albert sollte bis zum Abitur am Luitpold-Gymnasium bleiben, geriet jedon mit dem von Zucht und Ordnung geprägten Schulsystem des Deutschen Kaiserreiches in Konflikt. Lehrer warfen ihm vor, dass seine Respektlosigkeit auf Mitschüler abfärbe. Trotzig entschloss sich Einstein 1894, die Schule ohne Abschluss zu verlassen und seiner Familie nach Mailand zu folgen. Um dem Armeedienst zu entgehen, gab er 1896 im Alter von 17 Jahren seine württembergische und somit auch die deutsche Staatsbürgerschaft auf und trat ferner aus der jüdischen Religionsgemeinschaft aus.

Auf Vermittlung des von ihm überzeugten Rektors und Physikers Heinrich Weber besuchte er im Folgejahr die liberal geführte Kantonsschule Aarau in der Schweiz und erwarb dort im Oktober 1896 die Matura. Auf seinem Zeugnis standen fünf Sechsen, wobei die Sechs in der Schweiz die beste zu erreichende Note ist. Dass Einstein allgemein ein schlechter Schüler war, ist ein Gerücht: Es beruht auf Einsteins erstem Biografen, der das Benotungssystem der Schweiz mit dem deutschen verwechselte.

Einstein hat das Zürcher Polytechnikum 1900 mit einem Diplom als Fachlehrer für Mathematik und Physik verlassen. Seine Bewerbungen auf Assistentenstellen am Polytechnikum und anderen Universitäten sind jedoch abschlägig beschieden worden. Er verdingt sich dann als Hauslehrer in Winterthur, Schaffhausen und schließlich in Bern. 1901 wird seinem Antrag auf die Schweizer Staatsangehörigkeit stattgegeben. Am 16. Juni 1902 erhält Einstein, auf Empfehlung seines Freundes Marcel Grossmann, endlich eine feste Anstellung: als Experte 3. Klasse beim Schweizer Patentamt in Bern.

Während der Probezeit am Patentamt beginnen seine regelmäßigen Treffen mit dem Philosophiestudenten Maurice Solovine und dem Mathematiker Conrad Habicht, die als Akademie Olympia bezeichnet werden und 1904 enden.

Im Jahr 1905, im Alter von 26 Jahren, veröffentlicht Einstein einige seiner wichtigsten Werke. Am 17. März 1905 beendet er seine Arbeit Über einen die Erzeugung und Verwandlung des Lichts betreffenden heuristischen Gesichtspunkt zum photoelektrischen Effekt, die am 18. März bei den Annalen der Physik eingeht (abgedruckt in Band 17 auf den Seiten 132–148). Am 30. April 1905 reicht er an der Universität Zürich bei den Professoren Kleiner und Burkhardt seine Dissertation ein, die den Titel trägt: Eine neue Bestimmung der Moleküldimensionen. Hierfür erhält er am 15. Januar 1906 den Doktortitel in Physik. Am 11. Mai 1905 folgt seine Arbeit Über die von der molekularkinetischen Theorie der Wärme geforderte Bewegung von in ruhenden Flüssigkeiten suspendierten Teilchen zur brownschen Molekularbewegung. Am 30. Juni 1905 reicht Einstein seine Abhandlung Zur Elektrodynamik bewegter Körper bei den Annalen ein. Der Aufsatz erscheint am 26. September 1905. Schon am darauffolgenden Tag liefert Einstein seinen Nachtrag Ist die Trägheit eines Körpers von seinem Energieinhalt abhängig? Letzterer enthält zum ersten Mal die wohl berühmteste Formel der Welt, E = mc² (Energie ist gleich Masse mal Lichtgeschwindigkeit zum Quadrat, Äquivalenz von Masse und Energie). Beide Arbeiten zusammen werden heute als spezielle Relativitätstheorie bezeichnet.

Das Jahr 1905 ist somit ein äußerst fruchtbares Jahr, man spricht auch vom Annus mirabilis (Wunderjahr). Carl Friedrich von Weizsäcker schrieb dazu später:

1905 eine Explosion von Genie. Vier Publikationen über verschiedene Themen, deren jede, wie man heute sagt, nobelpreiswürdig ist: die spezielle Relativitätstheorie, die Lichtquantenhypothese, die Bestätigung des molekularen Aufbaus der Materie durch die ‚brownsche Bewegung‘, die quantentheoretische Erklärung der spezifischen Wärme fester Körper.



Was geschieht sonst noch 1905?

1905 wird die deutsche Kolonie Togoland (deutsches »Schutzgebiet« seit 1884) in Togo umbenannt.






































Die russische Festung Port Arthur (heute ein Stadtbezirk der chinesischen Hafenstadt Dalian am Gelben Meer, bis 1950 eine eigenständige Stadt (Lüshun)) kapituliert im Russisch-Japanischen Krieg nach 157 Tagen Belagerung vor den japanischen Truppen. Der Angriff der Japaner unter Admiral Tōgō ein Jahr zuvor erfolgt ohne vorherige Kriegserklärung.

Beim Petersburger Blutsonntag läßt Zar Nikolaus II. eine friedliche Demonstration von weit mehr als 30.000 Menschen brutal auflösen.

In der Premier-Mine bei Pretoria wird der bislang größte Rohdiamant gefunden. Er wiegt 3.106 Karat und erhält als Cullinan den Namen des Minenbesitzers.



In Chicago wird der Rotary Club gegründet, und der Berliner Dom wird geweiht.


Kaiser Wilhelm II. trifft zu einem Besuch in Tanger ein, um gegenüber Frankreich die deutschen Interessen in Marokko zu demonstrieren.
Mit dem preußischen Wassergesetz wird der Bau des Mittellandkanals beschlossen.
In Schitomir in Russland bricht ein Pogrom gegen Juden aus, das drei Tage dauert und unzählige Opfer fordert.
Las Vegas wird offiziell gegründet.
Die erste Kraftpostlinie (kombinierter Personen- und Posttransport in Bussen) in Deutschland nimmt zwischen Bad Tölz und Lenggries ihren Betrieb auf.
Papst Pius X. erlaubt den italienischen Katholiken zu politisieren, und auf dem russischen Panzerkreuzer »Potemkin« meutern die Matrosen und bekennen sich durch das Hissen der roten Fahne zum Kommunismus.
Das französische Parlament beschließt die strikte Trennung von Staat und Kirche.
Der SPD-Parteitag in Jena nimmt eine von August Bebel verfasste Resolution, Streik auch als politische Waffe zu verwenden, an.
Die österreichische Schriftstellerin Bertha von Suttner erhält als erste Frau den Friedensnobelpreis für ihr Werk »Die Waffen nieder!«.
Robert Koch erhält den Nobelpreis für seine Arbeiten über die Tuberkulose. (1882 war ihm mit der Entdeckung des Erreger der Lungentuberkulose die erste Identifizierung eines pathogenen Mikroorganismus gelungen.)
Alfred Graf von Schlieffen scheidet aus dem Amt des Generalstabschefs aus und hinterläßt seinem Nachfolger Helmuth Johannes Ludwig von Moltke eine Denkschrift, den Schlieffen-Plan.

Zwischen der Schweiz und Italien wird der Simplon-Tunnel, mit 19.770 Metern damals der längste Basistunnel der Welt, durchstochen, in der Berliner Charité der Erreger der Syphilis entdeckt.
Der Bund für Mutterschutz wird in Berlin gegründet.
Der Schausteller Carl Krone benennt seine Menagerie als Circus Charles, woraus später der Circus Krone wird.
Egon Schweidler entdeckt den ersten nicht-kausalen physikalischen Prozess und erklärt die statistische Natur der Radioaktivität.

Gustav Mahlers Kindertotenlieder werden uraufgeführt.
Mata Hari feiert in Paris u. a. auf den Soirées von Bankier Baron Henri de Rothschild oder bei Auftritten im Théâtre du Trocadéro ihre ersten großen Erfolge als indische Tempeltänzerin. In diesem Jahr absolviert sie 35 Auftritte, für jeden kassiert sie 10.000 Francs. (Zwei Jahre später wird sie im Berliner Wintergarten Triumphe feiern und sogar vor deutschen Kaiser Wilhelm II. und dessen Familie tanzen.)
Richard Strauss’ Oper »Salome« wird in der Dresdener Hofoper uraufgeführt, Franz Lehárs Operette »Die lustige Witwe« am Theater an der Wien in Wien.
»Wolfsblut« (Jack London), »Professor Unrat« (Heinrich Mann) und »Lausbubengeschichten« (Ludwig Thoma) erscheinen.


1905 werden geboren:
- Christian Dior, französischer Modeschöpfer († 1957)
- Erich Neumann, deutsch-israelischer Psychologe und Psychoanalytiker († 1960)
- Bernhard Minetti, deutscher Schauspieler († 1998)
- Władysław Gomułka, polnischer Politiker und Parteichef der PZPR († 1982)
- Paul Nizan, französischer Romancier († 1940)
- Günther Lüders, deutscher Schauspieler († 1975)
- Raymond Aron, französischer Politologe, Soziologe, Publizist († 1983)
- Alexander Graf Schenk von Stauffenberg, deutscher Historiker († 1964)
- Berthold Graf Schenk von Stauffenberg, deutscher Jurist und Widerstandskämpfer († 1944)
- Elisabeth Flickenschildt, deutsche Bühnen- und Filmschauspielerin († 1977)
- Albert Speer, deutscher Architekt und Funktionär in der NS-Zeit († 1981)
- Lale Andersen, deutsche Sängerin und Schauspielerin († 1972)
- Viktor Frankl, Neurologe und Psychiater († 1997)
- James William Fulbright, US-amerikanischer Politiker († 1995)
- Abraham Zapruder, US-amerikanischer Textilhersteller, Hobbyfilmer und Zeitzeuge († 1970)
- Joseph Cotten, US-amerikanischer Schauspieler († 1994)
- Henry Fonda, US-amerikanischer Schauspieler († 1982)
- Elias Canetti, deutscher Schriftsteller und Nobelpreisträger († 1994)
- Dag Hammarskjöld, schwedischer Politiker, Generalsekretär UN († 1961)
- Rudolf Prack, österreichischer Schauspieler († 1981)
- Arthur Koestler, britischer Schriftsteller († 1983)
- Willy Schneider, deutscher Volkssänger († 1989)
- Greta Garbo, schwedische Filmschauspielerin († 1990)
- Theodor Blank, deutscher Politiker († 1972)
- Max Schmeling, deutscher Schwergewichtsboxer († 2005)
- Alfons Goppel, deutscher Politiker († 1991)
- Ernst Kuzorra, deutscher Fußballspieler († 1990)
- Pierre Brasseur, französischer Schauspieler († 1972)
- Howard Hughes, US-amerikanischer Unternehmer und Luftfahrtpionier († 1976)

Jules Verne, französischer Schriftsteller (* 1828), stirbt.

Eine Seite aus der Wiener »Neuen Freien Presse« vom 26. Juli 1905

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Verbindungen II – 1913

Albert Camus, einer der bekanntesten französischen Autoren des 20. Jahrhunderts, kommt am 7. November 1913 in Mondovi in Algerien zur Welt. Ein Jahr später fällt sein Vater in der Marneschlacht, einen Monat, nachdem das deutsche Reich Togo an die Briten übergeben hat.


Im 11. Jahrhundert konnte sich die Berber-Dynastie der Almoraviden im Gebiet des heutigen Algerien durchsetzen; sie beherrschte das Land fast 100 Jahre, bis sie 1147 von den Almohaden abgelöst wurde. Diese Dynastie eroberte in der Folgezeit den Maghreb und Südspanien; in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zerfiel das Reich dann jedoch. Ostalgerien wurde Teil eines tunesischen Fürstentums, im Westen bildete sich von 1269 an das Königreich der Abd-al-Wadiden mit der Hauptstadt Tlemcen (heutiges Tilimsen) heraus.
Anfang des 16. Jahrhundert versuchten die Spanier, an der algerischen Küste Fuß zu fassen. Daraufhin unterstellte sich das Land 1519 der Oberhoheit des Osmanischen Reiches und wurde Vasall; seit 1711 war das Gebiet aber wieder faktisch unabhängig. Bis ins 19. Jahrhundert hinein konnte sich Algerien gegen die Versuche der Spanier, Niederländer, Briten und Franzosen zur Eindämmung der Seeräuberei erfolgreich zur Wehr setzen.

1830 begannen die Franzosen mit der Eroberung des Landes und der Bekämpfung der Pi-raterie. Die Versuche des Berber-Führers Abd el-Kader (1808 bis 1883), die Franzosen zu vertreiben und ein großarabisches Reich zu schaffen, konnte Frankreich erst nach langen Kämpfen 1847 beenden. Auch in den folgenden Jahren kam es immer wieder zu Aufständen gegen die Kolonialmacht. Zahlreiche französische Siedler strömten in die Kolonie. Das Gemeineigentum an den Ländereien wurde aufgehoben, die einheimischen Bauern wurden in weniger fruchtbare Gebiete vertrieben. Um die Jahrhundertwende eroberten die Franzosen auch die Saharagebiete Algeriens und es wurde ein Département Frankreichs. Die Bevölkerung war jedoch in Bürger erster und zweiter Klasse unterteilt, in französische Staatsbürger (Algerien war Siedlungskolonie) und Nichtfranzosen.


Bis zum Alter von 10 Jahren hat Jean-Paul Sartre, ein Einzelkind, kaum soziale Kontakte außerhalb seiner Familie. Unterrichtet wird er außer von seinem Großvater von wechselnden Privatlehrern, bis er als 10-Jähriger 1915 an das prestigeträchtige Gymnasium Lycée Henri IV kommt. 1915 wird Sartre eine Linsentrübung im rechten Auge erleiden, das nach und nach erblinden und nach außen wandern wird, so dass er mit der Zeit immer stärker schielt.

1912 zum Arzt approbiert – im gleichen Jahr wird ihm auf Grund seiner »anerkennenswerten wissenschaftlichen Leistungen« der Titel eines Professors verliehen – folgt 1913 Albert Schweitzers medizinische Doktorarbeit »Die psychiatrische Beurteilung Jesu: Darstellung und Kritik«. In dieser Arbeit widerlegt er, analog seiner theologischen Dissertation, zeitgenössische Versuche, das Leben Jesu aus psychiatrischer Sicht zu beleuchten. Somit ist Schweitzer im Alter von 38 Jahren und bevor er nach Afrika geht, in drei verschiedenen Gebieten promoviert, hat sich habilitiert und ist Professor. 1913 gründete Schweitzer in Französisch-Äquatorialafrika (heute Gabun), an einem Fluss der afrikanischen Westküste, das Urwaldhospital Lambaréné. Schon ab 1914, als der Erste Weltkrieg ausbricht, werden er und seine Frau Helene, eine Schullehrerin, als Deutsche von der französischen Armee unter Hausarrest gestellt.


1913 wird Raymond Poincaré wird zum französischen Präsidenten gewählt.
Canberra wird als geplante Stadt Hauptstadt von Australien.
Prinzessin Viktoria Luise von Preußen vermählt sich mit Herzog Ernst August von Hannover. Zur Hochzeitsfeier kommen Zar Nikolaus II. (Russland) und der englische König Georg V. nach Berlin.
Nach seiner Enttarnung als Spion für Russland erschießt sich der österreichische Generalstabschef Alfred Redl.
Die Rapp Motorenwerke GmbH (Vorgänger von BMW) werden in München und die Handelsgruppe aldi in Essen gegründet.
Rostfreier Stahl wird erfunden, und die BASF eröffnet die erste Fabrik zur Herstellung von Ammoniak als Kunstdünger.
Niels Bohr postuliert sein Atommodell mit der Quantelung der Atomradien, James Franck und Gustav Ludwig Hertz weisen erstmals die Quantelung der Energieabgabe von Atomen nach, und Charles Fabry entdeckt die Ozonschicht.
Im Wiener Musikvereinssaal ereignet sich ein Skandalkonzert. Das von Arnold Schönberg dirigierte Orchester spielt Stücke zeitgenössischer Komponisten. Das Publikum reagiert mit Tumulten und Ausschreitungen auf die ungewohnte Musik.
Le sacre du printemps wird in Paris uraufgeführt, in Kopenhagen wird die Kleine Meerjungfrau, die zum Wahrzeichen der Stadt werden wird, enthüllt.
Die Operette Die ideale Gattin von Franz Lehár wird am Theater an der Wien in Wien aufgeführt.
Nach fünfzehnjähriger Bauzeit wird zum hundertjährigen Jubiläum der Schlacht das Völkerschlachtdenkmal bei Leipzig eingeweiht.
Das erste Kreuzworträtsel der Welt erscheint in der Wochenendbeilage der Zeitung New York World.
In Babylon wird die Tempelanlage Zikkurat (der »Turm zu Babel«) wiederentdeckt.
In Linz gründet sich die Künstlervereinigung MAERZ.
Der Mount McKinley, der höchste Berg Nordamerikas wird zum ersten Mal bestiegen.
Beim bislang schwersten Grubenunglück Großbritanniens in Senghenydd sterben 439 Bergleute bei einer Methangasexplosion.
Bayern hat vorübergehend zwei Könige, denn Ludwigs III. geisteskranker Vorgänger Otto I. von Bayern bleibt ebenfalls nominell bis zu seinem Tod Herrscher.


Bei der Niederschlagung eines Eingeborenenaufstandes auf den Philippinen werden in Bud Bagsak 2000 Eingeborene, darunter viele Frauen und Kinder von den US-Amerikanern unter General John J. Pershing getötet.

Nach dem Spanisch-amerikanischen Krieg erklärten sich die Philippinen 1898 für unab-hängig. Die USA erkannten die junge Republik aber nicht an. Im Philippinisch-Amerikanischen Krieg 1899-1902 kamen etwa eine Million Filippinos – das sind 20% der Gesamtbevölkerung – ums Leben. 1904 versuchten die USA durch die Gründung der Provinz Moro, die Moslemischen Gebiete im Süden der Philippinen, die von den Spaniern nie ganz unterworfen wurden und nur formell zu den Philippinen gehörten, unter ihre Kontrolle zu bringen. Dadurch kam es zum Moro-Amerikanischen Krieg von 1904 bis 1913, der durch John J. Pershing beendet wurde.
Der Frieden von Paris beendete den Spanisch-Amerikanischen Krieg (»splendit little War« vom 25. April bis 12. August 1898): Spanien gab alle Ansprüche bezüglich der Souveränität Kubas auf, trat Guam, Puerto Rico und andere Inseln an die Vereinigten Staaten ab, die Philippinen wurden für 20 Millionen Dollar an die Vereinigten Staaten abgetreten.

Nach seiner erfolgreichen Ausbildung in West Point wurde John J. Pershing der in New Mexico stationierten 6. Kavallerietruppe zugeteilt, mit der er unter anderem an den Indianerkriegen teilnahm. Von 1891 bis 1895 war Pershing Ausbilder für Militärtaktik auf der Universität von Nebraska. Danach kam er zum 10. Kavallerieregiment, wo er afroamerikanische Soldaten führte. Aus dieser Zeit stammte auch sein Spitzname „Black Jack“. 1897 wurde John J. Pershing Militärtaktikausbilder in West Point, wo er wegen seiner strengen Methoden bei den Kadetten eher unbeliebt war. Während des Spanisch-Amerikanischen Krieges diente Pershing in Kuba. 1899 beaufsichtigte er diverse Expeditionen gegen einheimische Widerständler auf den Philippinen, und im Jahr 1905 setzte man ihn als Militärattaché in Tokio ein. Nachdem er als Beobachter im Russisch-Japanischen Krieg gedient hatte, kehrte er 1909 als Gouverneur der Moro-Provinz auf die Philippinen zurück. In dieser Funktion gelang ihm die Befriedung des Gebietes, in dem er die meisten einheimischen Aufständischen entwaffnete.

Nachdem Pershing vier Jahre in dem südostasiatischen Land verbrachte, erhielt er im De-zember des Jahres 1913 den Befehl die Leitung der 8. US-Infanteriebrigade im Presidio von San Francisco zu übernehmen. Hier hatte er unter anderem die Aufgabe den mexikanischen Revolutionär Francisco Pancho Villa zu verhaften.

Am 7. Mai 1917, 52 Tage nach der US-amerikanischen Kriegserklärung an Deutschland, befahl man Pershing nach Washington. Präsident Woodrow Wilson hatte ihn zum Oberbefehlshaber der US-Streitkräfte in Europa ernannt.

In die Kritik geraten ist Pershing kurz nach dem Krieg, weil er am letzten Tag des Krieges, obwohl der Waffenstillstand für den 11. November 1918 um 11:00 Uhr beschlossen war, einen vor dem Waffenstillstand geplanten Angriff auf die deutschen Stellungen noch zugelassen hat. Zu gewinnen war nichts mehr und die eroberten Gebiete wurden später an die Deutschen zurückgegeben. Er musste sich dafür mit anderen hochrangigen Offizieren vor einer Untersuchungskommission verantworten. Während der Befragung bemerkte ein Offizier: »Sie waren wie Kinder, denen man Spielzeug zum Spielen gab und die wussten, dass sie es eines Tages zurückgeben müssen. Also spielten sie damit bis zum letzten Tag.« Da sich allerdings in der Zeit ein gewisser Heldenmythos um Pershing bildete, hatte diese Untersuchung letztendlich keine Konsequenzen für ihn.

Nach dem Krieg war er als Präsidentschaftskandidat der Republikaner im Gespräch. Da er aber keine großen Ambitionen auf das Amt zeigte und einflussreiche Mitglieder der Partei ihn als den Demokraten zu nahe stehend ansahen, wurde schließlich Warren G. Harding nominiert (und in der Folge zum Präsidenten gewählt).

Pershing setzte seine militärische Laufbahn fort. Auf Grund seiner Leistungen wurde ihm am 3. September 1919 vom US-Kongress der einzigartige Rang General of the Armies of the United States verliehen. 1921 wurde er Chief of Staff of the Army in Nachfolge von Peyton C. March. Seinen Dienst leistete er bis 1924.
1931 veröffentlichte er sein Buch My Experience on the World War, das 1932 mit dem »Pulitzer-Preis für Geschichte« ausgezeichnet wurde.

Der M26 Pershing, der schwerste Kampfpanzer, der von der US Army im Zweiten Weltkrieg eingesetzt wurde, wurde ebenso nach ihm benannt wie die Pershing-Raketen (Mittel- und Kurzstreckenraketen mit thermonuklearem Sprengkopf) im Kalten Krieg.



Harriet Tubman stirbt 1913. Sie war die bekannteste Fluchthelferin der Underground Railroad, einer Hilfsorganisation, die von etwa 1810 bis zum Ende des Sezessionskrieges (1865) entlaufenen Sklaven half, aus den Südstaaten in die Nordstaaten der USA oder nach Kanada zu fliehen.

Harriet Tubman spielte eine außergewöhnliche Rolle im Widerstand gegen die Sklaverei: Nachdem sie selber erfolgreich der Sklaverei entflohen war, kehrte sie insgesamt 13 Mal in die Südstaaten zurück, um anderen Sklaven auf ihrer Flucht behilflich zu sein. Im Sezessionskrieg arbeitete sie neben ihrer Tätigkeit als Krankenschwester und Köchin als Kundschafterin für die Nordstaaten. In ihren späteren Lebensjahren engagierte sie sich in der Frauenrechtsbewegung.

Harriet Tubman zählt in den USA zu den bekanntesten historischen Persönlichkeiten. Dazu haben unter anderem zahlreiche Kinderbücher beigetragen, die ihr Leben teils dramatisch überzeichneten. Die Episkopalkirche der Vereinigten Staaten von Amerika verehrt die tief religiöse Harriet Tubman als Heilige.


Rabindranath Thakur (ältere Schreibweise Rabindranath Tagore) wurdeam 7. Mai 1861 als jüngstes von vierzehn Kindern in eine traditionsreiche Brahmanen-Familie geboren. Zwar war er schöpferisch hoch begabt, konnte sich der autoritären Lernumgebung seiner Zeit jedoch nur schwer anpassen. Nach diversen Schulwechseln brach er seine Ausbildung mit 14 Jahren ohne Abschluss ab. Mit acht Jahren schrieb er erste Gedichte; Werke, die er mit 12 Jahren schrieb, wurden auch bereits publiziert. Drei Jahre nach seinem Schulabbruch schickte man ihn 1878 mit seinem Bruder Satyendranath nach England, um Jura zu studieren. Er besuchte zunächst in Brighton eine Schule, hörte dann an der University of London Vorlesungen in Literatur und nahm am gesellschaftlichen Leben teil. Ein Studium schloss er jedoch nicht ab; nach 17 Monaten rief ihn die Familie deshalb zurück nach Indien.
Er übernahm er die Verwaltung der familiären Landgüter im Nordosten Bengalens und begann, seine Kraft für die Entwicklung der unterentwickelten ländlichen Region einzusetzen. Zu den Errungenschaften seiner damaligen Arbeit gehörten die Gründung von Banken und Genossenschaften, Schulen, Krankenhäusern und Verkehrswegen.
Er gründet eine Schule neuer Art, die sich vom britischen Schulsystem emanzipiert und an dem hinduistischen Brahmacharya-Ideal orientiert: Kinder leben – meist im Freien – mit ihrem Guru (Lehrer) zusammen und lernen intuitiv und durch Vorbilder. Rabindranath findet Mitarbeiter, die ihn unterstützen und lebt selbst in der Gemeinschaft, die 1908 aus 50 Personen besteht, einschließlich der Diener. Rabindranaths in dieser Periode entstandene Schulbücher gehören bis heute zur Pflichtlektüre in Bengalen.

1912 bricht der Dichter mit Sohn Rathindranath zu einer 16monatigen Reise nach England und in die USA auf, die seiner angegriffenen Gesundheit Erholung und ihm Inspiration bringen soll. Vor und während der Reise übersetzt er einige seiner Gedichte ins Englische – bis zu dieser Zeit ist sein Werk in Europa fast völlig unbekannt. In London treffen Vater und Sohn mit einer Reihe bekannter Künstler und Intellektueller zusammen, darunter William Butler Yeats, Ezra Pound, George Bernhard Shaw und Ernest Rhys. Yeats redigiert Thakurs Gedichte und sorgt zusammen mit Rabindranaths Gastgeber William Rothenstein, einem Maler, und Arthur Fox Strangways für die Herausgabe des Gedichtbandes Gitanjali bei der India Society (1913 auch bei Macmillan veröffentlicht). Rabindranaths insgesamt 103 Übersetzungen für diesen Band halten sich nicht an die Versform des Originals, sondern sind in einer rhythmischen Prosa verfasst und oftmals sehr frei am Original orientiert. Die für europäische Leser völlig unbekannte Metaphorik beeindruckt die Ersthörer seiner Gedichte in England zutiefst.
Nach einem halbjährigen Aufenthalt in den USA, wo er sich vor allem erholt und einige Vorträge hielt, kehrt Rabindranath im April 1913 noch einmal nach England zurück, bevor er im Oktober 1913 nach Indien heimkehrt. Dort erfährt er Mitte November, dass ihm der Literatur-Nobelpreis für den Gedichtband Gitanjali zuerkannt worden ist.


1913 werden geboren:
- Richard Nixon, US-amerikanischer Politiker, 37. Präsident der USA (1969-1974) († 1994)
- Danny Kaye, US-amerikanischer Schauspieler, Komiker und Sänger († 1987)
- Peter von Zahn, deutscher Hörfunk- und Fernsehjournalist († 2001)
- Gert Fröbe, deutscher Schauspieler († 1988)
- Hermann Lenz, deutscher Schriftsteller († 1998)
- Rudi Schuricke, deutscher Sänger und Schauspieler († 1973)
- Werner Mölders, deutscher Luftwaffenoffizier im zweiten Weltkrieg († 1941)
- Werner Höfer, deutscher Journalist († 1997)
- Bruce Low, niederländischer Schlager– und Gospelsänger († 1990)
- Stefan Heym, deutscher Schriftsteller († 2001)
- Manfred Schmidt, deutscher Comic-Zeichner und humoristischer Reiseschriftsteller († 1999)
- Josef Meinrad, österreichischer Kammerschauspieler († 1996)
- Kai-Uwe von Hassel, deutscher Politiker († 1997)
- Stewart Granger, englischer Schauspieler († 1993)
- Robert Jungk, Publizist, Journalist und Zukunftsforscher († 1994)
- Heinz Haber, deutscher Astrophysiker († 1990)
- Willi Daume, NOK-Präsident († 1996)
- Peter Cushing, britischer Schauspieler († 1994)
- Peter Frankenfeld, Schauspieler, Showmaster, Sänger († 1979)
- Herta Heuwer, Erfinderin einer pikanten Sauce (Chillup) für die Currywurst († 1999)
- Fritz Erler, deutscher SPD-Politiker († 1967)
- Gerald Ford, US-amerikanischer Politiker, 38. Präsident der Vereinigten Staaten († 2006)
- Peter van Eyck, deutscher Schauspieler († 1969)
- Roger Garaudy, französischer Schriftsteller, Philosoph und früherer Kommunist
- Wilhelm Fresenius, deutscher Chemiker († 2004)
- Makarios III., zypriotischer Geistlicher und Politiker († 1977)
- Menachem Begin, israelischer Politiker († 1992)
- Julius Döpfner, deutscher Kardinal († 1976)
- Jesse Owens, US-amerikanischer Leichtathlet († 1980)
- Hans Filbinger, deutscher Politiker († 2007)
- Robert Lembke, deutscher Journalist und Fernsehmoderator († 1989)
- Robert Capa, US-amerikanischer Fotograf ungarischer Herkunft († 1954)
- Klaus Barbie, Nationalsozialist, "Schlächter von Lyon" († 1991)
- Burt Lancaster, US-amerikanischer Schauspieler († 1994)
- Marika Rökk, ungarische Schauspielerin († 2004)
- Vivien Leigh, britische Film- und Theaterschauspielerin († 1967)
- Rudolf Harbig, deutscher Leichtathlet († 1944)
- Hedy Lamarr, Schauspielerin und Erfinderin († 2000)
- Lon Nol, Präsident von Kambodscha († 1985)
- Ludwig Waldleitner, deutscher Filmproduzent († 1998)
- Jean Marais, französischer Schauspieler († 1998)
- Willy Brandt, deutscher Politiker, Bundeskanzler 1969–1974 († 1992)
- Gerhard Wessel, Präsident des Bundesnachrichtendienstes († 2002)
- Henri Nannen, deutscher Verleger und Publizist († 1996)
- René Schneider, chilenischer General († 1970)

1913 sterben:
- Alfred von Schlieffen, preußischer Generalfeldmarschall (* 1833)
- Karl Wittgenstein, Unternehmer (* 1847)
- Carl Hagenbeck, deutscher Tierhändler und Zoodirektor (* 1844)
- Alfred Redl, Oberst der österreichisch-ungarischen Armee und russischer Spion (* 1864)
- Friedrich Wilhelm Putzger, deutscher Pädagoge und Schulbuchautor (* 1849)
- Rudolf Diesel, deutscher Ingenieur, Erfinder des Dieselmotors (* 1858)
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Verbindungen III – 1939

1939 beginnt der Zweite Weltkrieg.

In seiner Rede zum 100. Todestag Johann Wolfgang von Goethes 1932 in Frankfurt am Main hat Albert Schweitzer vor den Gefahren des aufkommenden Nationalsozialismus gewarnt.

Sein Großneffe Jean-Paul Sartre hat 1922 sein Abitur gemacht, 1928 seine künftige Wegge-fährtin Simone de Beauvoir getroffen und war 1933 ein Jahr lang als Stipendiat am Institut français in Berlin. Zum Schuljahr 1937/38 ist Sartre in den Pariser Vorort Neuilly versetzt worden, auch Beauvoir hat eine Stelle in Paris bekommen. Sie wohnten nun in zwei Zim-mern eines kleinen Hotels (Hotel Mistral) im XIV. Arrondissement; ans Heiraten denken sie nicht: Beauvoir will emanzipiert leben, und dazu gehört, dass sie weder Ehefrau noch Mutter sein will.
Im April 1938 ist mit Erfolg »La Nausée« herausgekommen: ein Roman, dessen Ich-Erzähler Roquentin ähnliche Sinn- und Selbstfindungsprobleme hat und der so wie dieser die Krise schließlich nicht durch Selbstmord löst, sondern mit dem Entschluss Romancier zu werden. Auch ein Sammelband mit Erzählungen aus den letzten drei Jahren, den Sartre 1939 unter dem Titel »Le Mur« herausgibt, findet erfreuliche Beachtung. Zugleich beauf-tragte ihn André Gide, eine Artikelserie über moderne Autoren für die »Nouvelle Revue Française« zu schreiben: Sartre hatte seinen Durchbruch geschafft und beginnt mit dem ersten Teil seines unvollendeten vierteiligen Romanzyklus: Les chemins de la liberté, der 1945 erscheinen wird.
Ende Juni 1940, kurz vor dem Waffenstillstand, gerät Sartre mit seiner Einheit in Gefan-genschaft. Hierbei nimmt ihm ein deutscher Offizier das fertige Manuskript ab, verwahrt es aber und läßt es ihm später wieder zukommen. 10 Monate später kann er mit Hilfe ei-nes falschen Attests aus dem Kriegsgefangenlager in Trier fliehen. Sartre will sich dem Untergrund anschließen, wird aber als Gestapo-Agent verdächtigt und als Intellektueller aber für den bewaffneten Kampf für unbrauchbar gehalten. Seine Erfahrungen verarbeitet er später in »Les mains sales« (Die schmutzigen Hände). Sein Versuch, 1942 mit französi-chen Intellektuellen Kontakt aufzunehmen, scheitert, er kommt als Gymnasiallehrer nach Paris und beschränkt sich aufs Schreiben: »Les mouches« (Die Fliegen) wird noch 1943 während der deutschen Besatzung uraufgeführt, und »L’Être et le néant« (Das Sein und das Nichts) erscheint trotz Papierknappheit 1943. Nach der Niederlage der Deutschen in Stalingrad faßt die Résistance wieder Mut, Sartre schließt sich dem »Comité national des écrivains« (Nationalkomitee der Schriftsteller) an. Später im Jahr verfaßt Sartre sein erstes Film-Drehbuch »Les jeux sont faits« (Das Spiel ist aus) sowie in wenigen Tagen sein wohl bestes Stück: »Huis clos« (Geschlossene Gesellschaft), ein Drama um einen Mann und zwei Frauen, die sich mit allen Tricks des Psychoterrors gegenseitig das Leben zur Hölle machen, wo sie der Fiktion nach schon sind. Als »Huis clos« am 27. Mai 1944 zwei Wo-chen vor der Landung der Alliierten in der Normandie erfolgreich aufgeführt wird, bestä-tigt es Sartre als eine zentrale Figur im intellektuellen Paris der Zeit.

Albert Camus hat 1934, mit 21, d. h. eben volljährig geworden die 19-jährige extravagante und morphinsüchtige Simone Hié geheiratet und ist zu ihren Eltern gezogen. 1935 ist er Mitglied der kommunistischen Partei geworden,1936 hat er mit Simone gebrochen, weil er bemerkte, daß sie sich bei Ärzten prostituierte, um an Morphium zu kommen. Im gleichen Jahr hat ihn die kommunistische Partei ausgeschlossen, weil er gegen die Anweisungen aus Moskau weiterhin die Kolonialpolitik Frankreichs kritisiert. (Moskau hatte jegliche an-tikolonialistische Agitation untersagt, um die Verteidigungskraft Frankreichs gegenüber dem aufrüstenden Deutschland nicht zu schwächen.) Wegen seiner Tuberkulose ist eine Anstellung als beamteter Gymnasialprofessor ausgeschlossen. Als Reporter bei dem neu-en (linken) Blatt Alger républicain berichtet er vor allem über Prozesse gegen Araber und Berber. Im Sommer 1939 schreibt er eine die Behörden anklagende Artikelserie über eine Hungersnot im Hinterland Algiers. Er hat sich mit seiner späteren zweiten Frau liiert, der Mathematikstudentin und dann Mathematiklehrerin Francine Faure, an dem Roman »L’Étranger«, dem Bühnenstück »Caligula« (Uraufführung 1945) und dem philophischen Essay »Le Mythe de Sisyphe« zu schreiben begonnen. »L’Étranger« wir 1942 bei Gallimard erscheinen und gilt als eines der Hauptwerke des Existentialismus. »Le Mythe de Si-syphe«, in dem Camus seine Philosophie des Absurden, die eng mit dem Existentialismus verwandt ist, entwickelt, wird ebenfalls 1942 erscheinen und gilt neben »L’homme révol-té« als Camus’ wichtigstes philosophisches Werk.


In New York arbeitet Theodor W. Adorno als Mitarbeiter an Horkheimers Institute for So-cial Research. Mit Horkheimer zusammen wird er 1949 nach Frankfurt zurückkehren.
Noch vor Hitlers Machtantritt hat Herbert Marcuse 1933 Deutschland verlassen und eine zeitlang in Zürich, Genf und Paris gearbeitet, bevor er 1934 endgültig in die USA emigriert ist, wo er im nach New York übergesiedelten Institut für Sozialforschung Marcuse eine fe-ste Anstellung erhalten hat.
Herbert Frahm, der sich 1934 den Decknamen Willy Brandt zugelegt hat, ist ein Jahr vor Kriegsbeginn ausgebürgert worden. Er wird die norwegische Staatsbürgerschaft erhalten und den Krieg in Stockholm verbringen.
Im Gegensatz zu den büchern von Thomas Mann sind die Werke von Sigmund Freud, 1930 mit dem Goethepreis ausgezeichnet, der Bücherverbrennung zum Opfer gefallen.
Die Emigration hat Max Horkheimer über Genf und Paris nach New York geführt, wo er an der Columbia University das von den Nazis geschlossene Institut für Sozialforschung neu gegründet ha. 1941 wird er an die Westküste nach Pacific Palisades (Los Angeles) um-siedeln und dort direkter Nachbar von Thomas Mann werden.
Thomas Mann, der zu den bedeutendsten Erzählern deutscher Sprache im 20. Jahrhundert zählt, ist bei Kriegsausbruch 64 Jahre alt, hat für seine 1901 erschienenen »Boodenbrooks« 1929 den Literaturnobelpreis erhalten. Bei Beginn des Ersten Weltkriegs noch verhalten patriotisch (»Muß man nicht dankbar sein für das vollkommen Unerwartete, so große Dinge erleben zu dürfen?«), hat er den Machtzuwachs der NSDAP mit großem Argwohn verfolgt. Schon 1930 hat er sich im Bonner Beethovensaal mit seiner »Deutsche Anspra-che« eindeutig positioniert. Anläßlich des 50. Todestages von Richard Wagner von mehre-ren Seiten um eine Rede gebeten, hat er ein Essay »Leiden und Größe Richard Wagners« verfaßt und dieses am Auditorium Maximum der Universität München am 10. Februar 1933 gehalten. Seine Tags darauf beginnenden Auslandsreise wird ihn in die USA führen. Seine monatlich von der BBC ausgestrahlten fünf- bis achtminütigen Ansprachen »Deut-sche Hörer!« werden in Kalifornien auf Platte aufgenommen und per Kabel nach London gesandt.
Helmut Schmidt hat 1937 sein Abitur gemacht und seinen Wehrdienst abgeleistet. Wäh-rend des Kriegs wir Schmidt an der Ostfront eingesetzt und im Reichsluftfahrtministerum in Berlin arbeiten.
Ludwig Wittgenstein hat etwa 1936 an den Arbeiten zu den Philosophischen Untersu-chungen, dem Hauptwerk der sprachanalytischen Philosophie begonnen und arbeitet während des Zweiten Weltkriegs freiwillig als Pfleger in einem Londoner Krankenhaus.

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Verbindungen IV – 1948

Bernard-Henri Lévy, französischer Publizist und zum harten Kern der französischen »Nouvelle Philosophie« gehörend, kommt 1948 in Beni-Saf in Algerien zur Welt. In die-sem Jahr werden Sartres »Situations II«, »L’engrenage« (Im Räderwerk) und »Orphée noir« (Schwarzer Orpheus) veröffentlicht, »Les mains sales« (Die schmutzigen Hände) ur-aufgeführt und Sartres Werke vom Vatikan auf den Index gesetzt. Albert Camus, den der im Vorjahr herausgebrachte Roman »La Peste« (Die Pest) zu einem der populärsten Intel-lektuellen Frankreichs gemacht hat, veröffentlicht das Drama »L’état de siège« (Belage-rungszustand).

Herbert Marcuse arbeitet – u. a. auf Drängen Max Horkheimers – in Washington, D.C. am Office of Strategic Services (OSS), einer Vorgängerorganisation der CIA. Für OSS arbeitete er nach dem Krieg bis 1951 auch zeitweise als Europasektions-Leiter. In den Jahren 1951 bis 1954 arbeitete er an den Russian Institutes der New Yorker Columbia University und in Harvard an Studien über den Sowjet-Marxismus.


In diesem Jahr 1948 reagieren die Amerikaner mit der Luftbrücke auf die Berlinblockade, der UN-Teilungsplan für Palästina setzt sich nicht durch, Israel proklamiert nach dem En-de des britischen Protektorats einen eigenen Staat, und der arabisch-israelische Krieg be-ginnt.
In der sogenannten Westzone wird die D-Mark (in den USA gedruckt und geprägt), im Saarland dagegen der Franc eingeführt. Der Marschall-Plan wird unterzeichnet. Der UN-Kommissar für Palästina, Graf Bernadotte, fällt wegen seines Engagements für die palästi-nensischen Flüchtlinge einem Anschlag jüdischer Extremisten zum Opfer, und Maos Volksbefreiungsarmee erobert die Mandschurei. In Korea festigt sich die Teilung in Nord und Süd, die Amerikaner beginnen mit dem Abzug, und auf dem indischen Subkontinent dauern die Streitigkeiten zwischen Indien und Pakistan um Kaschmir an. Mahatma Gan-dhi wird ermordet.
Der kommunistische Ministerpräsident der Tschechoslowakei, Klement Gottwald, entlässt die 12 bürgerlichen Minister seiner Regierung und sichert so der KP die alleinige Macht im Land, Jugoslawien wird von der Kominform ausgeschlossen.
Ferner kommen die ersten PVC-Schallplatten auf den Markt, die Max-Planck-Gesellschaft wird gegründet, und der erste Porsche jagt über Deutschlands Straßen.

Den Literaturnobelpreis erhält Thomas Stearns Eliot, ein Friedensnobelpreis wird nicht vergeben.

Es werden geboren:
- Bernard Thévenet, französischer Radrennfahrer
- Gregor Gysi, deutscher Politiker
- John Carpenter, US-amerikanischer Regisseur, Schauspieler und Filmmusikkomponist
- Mick Taylor, britischer Gitarrist
- Mikhail Baryshnikov, US-amerikanischer Ballett-Tänzer, Choreograph und Schauspieler
- Guido Knopp, deutscher Historiker, Publizist und Moderator
- Alice Cooper, US-amerikanischer Rockmusiker
- Josef Ackermann, Schweizer Bankier und Manager
- Gerhard Wucherer, deutscher Leichtathlet
- Bernd Pischetsrieder, deutscher Manager
- Laurenz Meyer, deutscher Politiker
- Rory Gallagher, irischer Gitarrist († 1995)
- Chris Squire, englischer Musiker
- Waldemar Hartmann, Journalist und Moderator
- Gerhard Seyfried, deutscher Schriftsteller und Karikaturist
- Andrew Lloyd Webber, englischer Komponist
- Al Gore, US-amerikanischer Politiker, 45. Vizepräsident der USA
- Hans Georg Schwarzenbeck, deutscher Fußballspieler
- Jo Leinen, deutscher Europaabgeordneter
- Bernd Clüver, deutscher Schlagersänger
- Joschka Fischer, deutscher Politiker
- Josef Bierbichler, deutscher Schauspieler
- Monika Haas, Mitglied der RAF
- Norbert Nigbur, deutscher Fußballspieler
- Peggy March, US-amerikanische Schlagersängerin und Texterin
- Steve Winwood, Musiker
- Bill Bruford, Schlagzeuger
- Grace Jones, Sängerin, Fotomodell und Schauspielerin
- Brian Eno, britischer Musiker
- Klaus Meine, deutscher Sänger und Komponist (Scorpions)
- Stevie Nicks, US-amerikanische Sängerin
- Jürgen Sparwasser, deutscher Fußballer
- Jürgen Marcus, deutscher Schlagersänger
- Jürgen von der Lippe, deutscher Fernsehmoderator und Komiker
- Doris Papperitz, deutsche Sportjournalistin
- Todd Rundgren, US-amerikanischer Musiker, Texter und Produzent
- Patrick Moraz, Schweizer Musiker
- Ian Paice, Schlagzeuger von Deep Purple
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Nathalie Baye, französische Schauspielerin
- Yusuf Islam (vormals Cat Stevens), britischer Sänger und Songwriter
- Otto Waalkes, deutscher Komiker, Cartoonist und Schauspieler
- Thomas Schäuble, deutscher Politiker
- Peggy Fleming, US-amerikanische Eiskunstläuferin und Olympiasiegerin 1968
- Jean Reno, französischer Schauspieler
- Walter Schmidt, deutscher Leichtathlet
- Jan Palach, tschechoslowakischer Student († 1969)
- Robert Plant, britischer Rockmusiker
- Jean Michel Jarre, französischer Vertreter der Elektronischen Musik
- Jeremy Irons, britischer Schauspieler
- Penny McLean, österreichische Sängerin
- Nusrat Fateh Ali Khan, pakistanischer Musiker († 1997)
- Chris de Burgh, irischer Sänger
- Barry Ryan, britischer Sänger
- Chester Thompson, US-amerikanischer Schlagzeuger
- Charles Mountbatten-Windsor, Prince of Wales, Thronfolger des Vereinigten Königreiches von Großbritannien und Nordirland
- Georg Ringsgwandl, deutscher Kardiologe, Kabarettist und Liedermacher
- Oliver Shanti, deutscher Musiker
- Norbert Lammert, deutscher Politiker, Bundestagspräsident
- Chi Coltrane, US-amerikanische Rockmusikerin, Sängerin und Songschreiberin
- Werner Lorant, deutscher Fußballspieler und aktuell Fußballtrainer
- Gabriele Seyfert, deutsche Eiskunstläuferin, Weltmeisterin
- Reiner Calmund, Fernsehmoderator
- Jörg Wontorra, deutscher Fernsehmoderator und Fernsehproduzent
- Ozzy Osbourne, britischer Rockmusiker
- Marius Müller-Westernhagen, deutscher Musiker und Schauspieler
- Abu Abbas, Gründer und Führer der Palästinensischen Befreiungsfront (PLF) († 2004)
- Ted Nugent, US-amerikanischer Rockmusiker
- Beatrice Richter, deutsche Schauspielerin
- Samuel L. Jackson, US-amerikanischer Schauspieler
- Gérard Depardieu, französischer Schauspieler
- Donna Summer, US-amerikanische Sängerin
- Joe Dallesandro, US-amerikanischer Schauspieler

In diesem Jahr sterben:
- Richard Tauber, österreichischer Opernsänger (* 1891)
- Kurt Schwitters, deutscher Maler (* 1887)
- Mahatma Gandhi, indischer Politiker (* 1869)
- Orville Wright, US-amerikanischer Flugpionier und Flugzeugbauer (* 1871)
- Karl Valentin, bayerischer Komiker, Kabarettist, Autor und Filmproduzent (* 1882)
- Elsa Brändström, schwedische Philanthropin (* 1888)
- Jan Masaryk, tschechischer Politiker (* 1886)
- John Pershing, US-amerikanischer Soldat und General (* 1860)
- Mileva Maric-Einstein, serbische Mathematikerin (* 1875)
- Walther von Brauchitsch, Oberbefehlshaber des Heeres im Dritten Reich (* 1881)
- Karl Bonhoeffer, Psychiater, Neurologe und Medizinischer Gutachter (* 1868)
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Verbindungen V – 1949

1949 kommt Jean-Paul Enthoven, Intellektueller, Autor und Publizist sowie Vertreter der »Nouvelle Philosophie« in der Nähe von Oran, Algerien zur Welt. Jean-Paul Sartre veröf-fentlicht mit »La mort dans l’âme« (Der Pfahl im Fleische) den dritten Band des unvollen-deten Zyklus »Les chemins de la liberté« (Die Wege der Freiheit), »Situations III«, und »Entretiens sur la politique«. Das Drama »Les Justes« (Die Gerechten), in welchem sich Albert camus mit der Problematik der Selbstjustiz auseinandersetzt wird uraufgeführt.

In diesem Jahr werden die Bundesrepublik Deutschland, der Deutsche Gewerkschafts-bund und die Deutsche Demokratische Republik gegründet und die Volksrepublik China proklamiert. Konrad Adenauer wird erster Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutsch-land. Die UdSSR gibt die Berlinblockade auf, NATO und Europarat werden im Westen, der Rat für gegenseitige Wirtschaftshilfe (Comecon) im Osten gegründet. Nachdem Israel sich im Unabhängigkeitskrieg mit den arabischen Nachbarn behauptet hat, hat es gegen-über dem ursprünglichen UN Teilungsplan deutlich an Boden gewonnen. Papst Pius XII. spricht sich für eine Internationalisierung der Stadt Jerusalem aus. Hunderttausende von Palästinensern warten in Flüchtlingslagern und den Nachbarstaaten auf die Gründung ei-nes eigenen Palästinenserstaates. Rainier III. wird Fürst von Monaco und Monaco Mitglied der UNESCO. Die nationalchinesische Regierung unter Chiang Kai-shek unterliegt der Volksbefreiungsarmee unter Mao Zedong und muß sich nach Taiwan zurückziehen. Der Ku-Klux-Clan wird verboten.
Der Schuhmachermeister Adolf Dassler gründet das Unternehmen adidas, und in Berlin erfindet Herta Heuwer die Currywurst. Der Verpackungsmittelhersteller Schmalbach meldet ein Patent auf die erste Aerosol-Sprühdose an, Josef »Sepp« Herberger wird Fuß-balltrainer der deutschen Nationalelf, und der Roman »1984« von George Orwell wird veröffentlicht.

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Verbindungen VI – 1950

1950 wird Annie Cohen-Solal geboren, auch in Algerien. Und, wie Lévy, wird sie einmal eine hochangesehene Sartre-Biographie schreiben. Doch soweit sind wir noch nicht. In diesem Jahr ist es still um Sartre: Weder Vorträge noch öffentliche Auftritte. Er trennt sich von Dolorès, mit der zusammen er noch ein Jahr zuvor Hemingway besucht hatte und ist wieder häufig mit Castor (Simone de Beauvoir) zu sehen. Er schreibt an »Le diable et le bon Dieu« (Der Teufel und der liebe Gott), welches ein Jahr später uraufgeführt werden wird. Auch um Camus ist es still. Er schreibt an » L’homme révolté« (Der Mensch in der Revolte), einem philosophisch-politischer Essay, in welchem er die Absurditäten politi-scher Bewegungen unterschiedlichster Couleur vor Augen führt.

In diesem Jahr verlieren die letzten Lebensmittelmarken in Westdeutschland ihre Gültig-keit, die ersten diplomatischen Vertreter der Bundesrepublik werden im Ausland akkredi-tiert, Walter Ulbricht zum Generalsekretär der SED bestimmt und die Nationale Front bei der Wahl zur Volkskammer der DDR mit 98,5% bestätigt. Scharf kritisiert der Westen das Görlitzer Abkommen mit Polen, in welchem die Oder-Neiße-Grenze als endgültige „Frie-densgrenze“ anerkannt wird. Der Schumann-Plan (französischer Außenminister) sieht ei-ne gemeinsame deutsch-französische Verwaltung der Kohle- und Stahlindustrie vor. Der Korea-Krieg beginnt, China annektiert Tibet und schließt mit der Sowjetunion ein Vertei-digungsbündnis auf 30 Jahre ab. In den USA tut sich Joseph McCarthy im Komitee für un-amerikanische Aktivitäten hervor.
Der Zentralrat der Juden und das Technische Hilfswerk werden gegründet. Aus der fah-renden Wuppertaler Schwebebahn springt der Elefant Tuffi, und Innenminister Gustav Heinemann tritt wegen des Bestrebens Kanzlers Konrad Adenauers nach Wiederbewaff-nung zurück. In der DDR werden die Zeugen Jehovas verboten, US-Präsident Truman ordnet den Bau der Wasserstoffbombe an, Israel erklärt Jerusalem zur Hauptstadt und die Außenministerkonferenz der drei Westmächte in New York die Bundesregierung in Bonn zur einzigen „freien und gesetzlich konstituierten“ Regierung Deutschlands.

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Verbindungen VII – 1954

1954 beginnt der Algerienkrieg. Sartre hält in Westberlin einen Vortrag über das Thema »Die Universalität der Geschichte und ihr Paradox« und reist zum ersten Mal in die UdSSR. Albert Camus, der 1952 aus der UNESCO ausgetreten ist, weil Franco-Spanien aufgenommen wird und der öffentlich Partei für die Aufständischen in Ost-Berlin am 17. Juni 1953 ergriffen hat, liest seinen gesamten Roman »L’Étranger« für den französischen Rundfunk. Sein Essay-Sammlung »L’Été« erscheint (1957 in deutscher Übersetzung »Heimkehr nach Tipasa«).

1954 wird Gamal Abdel Nasser Präsident von Ägypten, die Amerikaner zünden die bisher stärkste Wasserstoffbombe (mit der 600fachen Explosionskraft der Hiroshima-Bombe), und die Franzosen erleiden in der Schlacht von Điện Biên Phủ eine vernichtende Nieder-lage. Der Supreme Court der Vereinigten Staaten von Amerika verbietet die Rassentren-nung an öffentlichen Schulen, Chiang Kai-shek wird Präsident von Taiwan und der erste Bundespräsident Theodor Heuss (FDP) wiedergewählt. Mit den Pariser Verträgen wird die Wiederbewaffnung der Bundesrepublik Deutschland und die Aufnahme in die NATO beschlossen.
Das erste Kernkraftwerk der Welt wird in Obninsk bei Moskau in Betrieb genommen, Te-xas Instruments kündigt das weltweit erste Transistorradio an, und in Boston erfolgt die erste erfolgreiche Nierentransplantation. Bill Haley verhilft mit »Rock Around the Clock« dem Rock ’n’ Roll zum Durchbruch. »Herr der Ringe« wird in Großbritannien, »Geschich-te der ›O‹ in Frankreich veröffentlicht. Mit einem überraschenden 3:2-Sieg über Ungarn in Bern wird die deutsche Fußballnationalmannschaft Weltmeister. Der Argentinier Juan Manuel Fangio gewinnt die Weltmeisterschaft der Formel 1.

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